Homöopathie

Neben der „Schulmedizin“ bieten wir in unserer Praxis die Behandlung nach der klassischen Homöopathie an. Die Entscheidung, nach welcher Methode ein Tier behandelt wird, fällt immer erst nach einer ausführlichen Untersuchung des Tieres und in Absprache mit  dem Besitzer. Wir empfehlen jene Behandlungsmethode, die im jeweiligen Fall möglichst schnell, möglichst schonend und möglichst anhaltend zu einer Gesundung des Patienten führt. In vielen Fällen ist dieses Ziel durch den Einsatz von homöopathischen Arzneimittel zu erreichen. Wenn es notwendig ist oder wenn es der ausdrückliche Wunsch des Besitzers ist, werden unsere Patienten aber auch ganz regulär und dem momentanen Wissensstand gemäß „schulmedizinisch“ behandelt.

Homöopathie ist mehr als die Anwendung von homöopathischen Medikamenten. Homöopathie ist eine individuelle Therapieform, d.h. es gibt in der Homöopathie nicht ein Mittel für eine bestimmte Erkrankung (Fieber, Durchfall, Bronchitis etc.), sondern immer nur ein Mittel für ein bestimmtes, ganz einzigartiges Tier.

Für eine homöopathische Behandlung benötigt der Arzt bzw. Tierarzt deshalb Informationen, die für eine schulmedizinische Behandlung nicht unbedingt notwendig oder relevant sind.

Diese zusätzlichen Informationen erhält der Tierarzt durch die normale schulmedizinische Untersuchung des Tieres, vor allem aber durch die Befragung des Tierbesitzers über sein Tier (homöopathische Anamnese). Nur er weiß, wie sein Tier in besonderen Situationen z.B. Streß, Krankheit, Schlaf, etc. reagiert und welche Vorlieben und/oder Abneigungen es hat.

Der Tierbesitzer soll jene Informationen liefern, die sein Tier in seiner Krankheit ganz individuell auszeichnet und von anderen Tieren unterscheidet. Nur dadurch ist es möglich genau jenes homöopathische Medikament zu finden, das in der Lage ist, den Krankheitszustand zu bessern oder vollständig zu heilen.

Die Anwendung der Arzneien erfolgt nach genau festgelegten Prinzipien.

Das wichtigste Heilprinzip der Homöopathie ist die Simile-Regel. (Ähnlichkeitsregel) Sie ist ein altes medizinisches Heilgesetz und wurde vom sächsische Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843), der als der Begründer der Homöopathie gilt, auf eine wissenschaftliche Basis gestellt.

Die Ähnlichkeitsregel besagt, dass ein Patient mit dem Arzneimittel behandelt werden soll, das bei Gesunden ähnliche Symptome und Zeichen hervorzurufen vermag.

Das Wissen über das Wirkungsspektrum der homöopathischen Arzneimittel stützt sich auf die Ergebnisse der homöopathischen Arzneimittelprüfungen, die hauptsächlich bei Menschen durchgeführt werden. Dabei erhalten gesunde Probanden über einen definierten Zeitraum die Arznei. Danach werden alle auffallenden körperlichen, geistigen und auch seelischen Veränderungen bei den Versuchspersonen sorgfältig notiert und gesammelt. Die Summe aller Symptome bildet die Grundlage für das so genannte Arzneimittelbild einer Arznei.

Durch die Auswertung von toxikologischen Daten sowie durch die Beobachtung an geheilten Patienten vervollständigt sich das Arzneimittelbild der betroffenen Arznei. Jedes Homöopathische Medikament verursacht bei gesunden Menschen also eine so genannte "Kunstkrankheit".

Die Erhebung des individuellen Krankheitsbildes eines erkrankten Menschen oder Tieres, ist der erste Schritt für die Auswahl eines Arzneimittels.

Durch die homöopathische Anamnese erhalte ich möglichst viele Informationen über das zu behandelnde Tier. Sie beginnt mit dem so genannten Spontanbericht, in dem der Tierbesitzer frei und möglichst ohne Unterbrechung die Symptome, die ihm bisher aufgefallen sind, schildern soll.

Nach dem Spontanbericht folgt der so genannte "Gelenkte Bericht" in dem die einzelnen spontan geäußerten Symptome durch systematische Befragung des Tierbesitzers genau charakterisiert und beschrieben werden sollen. Dabei interessieren besonders folgende Fragen:

  • Wann bzw. in welchem Zusammenhang ist das Symptom erstmalig aufgetreten?
  • Wo ist das Symptom genau lokalisiert und wohin strahlt es aus?
  • Auf welche Art und Weise äußert es sich?
  • Wodurch bessert bzw. verschlechtert sich das Symptom?
  • Welche Begleitsymptome treten auf?

Mit welchen Arzneien arbeitet nun die Homöopathie?

Es gibt zurzeit über 2000 homöopathische Arzneien und man kann sie nach ihrer Herkunft in folgende Gruppen einteilen:

  • Pflanzliche Arzneistoffe
  • Tierische Arzneistoffe (Ganze Tiere, Ausscheidungsprodukte, Gifte etc.
  • Anorganische Arzneistoffe (Metalle, Salze etc)
  • Organische Arzneistoffe
  • Nosoden

Pflanzen kommen frisch oder getrocknet, ganz oder in Teilen zur Anwendung. Das Spektrum reicht von unscheinbaren Gewächsen [Kuhschelle, Gänseblümchen] über bekannte Heilkräuter (Arnika, Kamille, Ringelblume) bis zu Giftpflanzen (Tollkirsche, Schierling, Stechapfel).
   
Eine Sonderstellung nehmen die Nosoden ein. Sie werden aus sterilisierten tierischen oder menschlichen Krankheitsprodukten hergestellt (Tuberkulin).

Die Herstellung der Ausgangssubstanz, die als Urtinktur bezeichnet wird, erfolgt bei jeder Arznei nach genau festgelegten Vorschriften. Diese Ausgangssubstanzen werden in einer ganz bestimmten Art und Weise weiterverarbeitet. Sie werden stufenweise verdünnt und nach jedem Verdünnungsvorgang rhythmisch verschüttelt (flüssige Substanzen) bzw. intensiv verrieben (feste Stoffe). Diese Verbindung von Verdünnen und Verschütteln bzw. Verreiben wird Potenzierung genannt. Was bei diesem Vorgang passiert, darüber gibt es verschiedene Theorien. Die Erfahrung hat gezeigt, dass durch den Prozess der Verdünnung die Menge der Ausgangssubstanz zwar abnimmt, bis ab einer bestimmten Verdünnung kein einziges Molekül mehr vorhanden ist, während beim Prozess der Verschüttelung die Heilkraft der Arznei stärker wird, dass sich also neue Kräfte dabei entfalten. Es wirkt also nicht in erster Linie die Wirksubstanz selbst auf den Organismus, sondern der von dieser potenzierten Substanz ausgehende Impuls oder Reiz.

Die am häufigsten gebrauchten Potenzarten im deutschsprachigen Raum sind die D- und die C-Potenzen. Die Zahl hinter dem D- bzw. C- (z.B. C200) bezeichnet die Anzahl der vorgenommenen Verdünnungsschritte.

Welche Potenzen bei welchen Krankheiten eingesetzt werden, hängt von vielen Faktoren ab. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass akute Erkrankungen mit Tief- als auch mit Hohen Potenzen behandelt werden können, während chronische Leiden fast ausschließlich mit hohen Potenzen angegangen werden müssen.

Tiefe Potenzen können durchaus auch von Laien für bestimmte Krankheiten als sogenannte bewährte Mittel angewendet werden, während Hochpotenzen in die Hand von erfahrenen Homöopathen gehören, da ihr Einsatz nicht ungefährlich ist.

Homöopathische Arzneien werden am häufigsten in flüssiger Form (Dilutionen) oder als Streukügelchen (Globuli) verwendet. die Verabreichung erfolgt am besten über die Mund- bzw. Maulschleimhaut, was von den meisten Tieren gerne akzeptiert wird. Die Menge der verabreichten Mittel ist sekundär. Im Prinzip erhält ein Kleintier gleich viel wie zum Beispiel ein Pferd, da es nicht um die Zufuhr einer materiellen Menge eines Wirkstoffes geht, sondern um die Zufuhr der Heilinformation an den erkrankten Körper. Die Häufigkeit der Arzneimittelgaben hängt primär von der Höhe der Potenz ab. Je tiefer die Potenz gewählt wird, umso häufiger wird die Arznei wiederholt.

Homöopathie ist eine sehr wirkungsvolle Heilmethode für akute und chronische Erkrankungen; sie erfordert aber eine gute Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Patientenbesitzer, eine gute Beobachtungsgabe und Einfühlungsvermögen von Seiten des Tierbesitzers als auch des Tierarztes und meist etwas mehr Geduld, da es nicht primäres Ziel ist, einzelne Symptome schnell zum Verschwinden zu bringen, sondern den ganzen Organismus zu heilen.